Recherche ist das A und O

Kein leichtes Unterfangen: „Die 5 Geschwister“ von Dieter B. Kabus erfreuen sich seit den 80er-Jahren großer Beliebtheit – bis heute. Doch schon lange gab es keine neuen Folgen mehr. Bis sich zwei Jung-Autoren dieser Aufgabe stellten. Wir haben Tobias Schier und Tobias Schuffenhauer von der TOS-hörfabrik ein paar Fragen gestellt.

Habt ihr als Kinder die „5 Geschwister“-Hörspiele gehört?
Schuffenhauer: Also, ich ja. Ich habe die Bücher der „5 Geschwister“ tatsächlich schon gelesen, da war ich noch nicht in der Schule – erzählen mir meine großen Geschwister … Die Hörspiele waren wohl in dem Alter noch etwas zu spannend, aber als ich in der Schule war, hab ich die Hörspiele dann auch hören dürfen.

Hattest du so etwas wie ein „Hör-Ritual“?
Schuffenhauer: Ich weiß noch, dass ich die „5 Geschwister“ immer in den Kunst-Unterricht mitgenommen habe. Malen und „5 Geschwister“ – super Kombi! 🙂

Hast du eine Lieblings-Folge aus den ersten 10 Folgen?
Schuffenhauer: Definitiv Folge 3 und Folge 10, das waren die spannendsten und die großen Highlights, meiner Meinung nach. Spuk und Entführung – das hat mich schon geprägt, auch für die neuen Geschichten. Ich hoffe sehr, dass das auch gut ankommt. Ich mochte es auch immer, dass die „5 Geschwister“ durch die Welt tingeln … Venedig, Griechenland, Amsterdam und Norwegen hab ich persönlich nicht zuletzt auch wegen der „5 Geschwister“ besucht und versucht, „den Atem der Folgen“ ganz tief einzusaugen …

Hast du damals schon davon geträumt, selbst mal Folgen zu schreiben?
Schuffenhauer: Ja, auf jeden Fall. Mit meiner Schwester Esther hab ich schon als Teenie eine Geschichte angefangen. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht mehr so ganz, worum es ging. Sie spielte auf einem Bauernhof und es wurde was gestohlen, glaub ich … Wir haben die Folge nie zu Ende geschrieben. (lacht).

Wie lange dauert es, eine Hörspiel-Folge zu schreiben?
Schier: Das Schreiben an sich dauert jetzt mal gar nicht so lange. Die meiste Arbeit macht wohl eher, das Entwickeln der Story im Kopf – und auch das Recherchieren rund um die Geschichte. Die Fälle haben ja alle einen realen Bezug. Und auch die Gegenden, in den die Geschichten spielen, wollen ja von uns vorher „entdeckt“ werden.

Ein paar Worte zu den Inhalten der neuen „5 Geschwister“-Hörspiele?
Schier: Die Kids sollen etwas über Gott erfahren, über den Umgang miteinander und auch sonst etwas dazu lernen, zum Beispiel über den Sinn und Unsinn von Leuchttürmen oder alte ägyptische Geschichte. Die Menschen, denen die „5 Geschwister“ begegnen, sollen Charakter haben – ja, das alles nimmt eine Menge Zeit in Anspruch – und macht richtig viel Spaß. Ich selbst lerne da immer wieder eine Menge dazu. (lacht).

Welche Phase des Entstehungs-Prozesses eines Hörspiels gefällt euch am besten?
Schuffenhauer: Das ist die Recherche und die Postproduktion. Unser Anspruch ist ja, dass wir möglichst reale Sachen in die Hörspiele mit einbauen wollen. Deswegen ist eine gute Recherche das A und O. Und die Postproduktion dauert einfach, weil alle Szenen sauber geschnitten werden müssen. Jeder einzelne Ton, den ihr hört, ist ja absichtlich genau da platziert. Das muss gut durchdacht sein… Und dann versuche ich ja auch immer die Musik passend zur Folge zu schreiben, mit dem berühmten Soundlogo der „5 Geschwister“, das Jochen Rieger schon damals bei den ersten 10 Folgen eingeführt hat.
Schier: Schwere Frage! Das Entwickeln einer Folge im Kopf macht großen Spaß, weil da einfach alles möglich ist. Man hat sozusagen die freie Auswahl. Die Postproduktion ist total spannend, weil wir da das, was im Kopf war, hörbar machen müssen. Ich erinnere mich da an ganz tolle Momente, wo uns beim Hören ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen ist. Außerdem muss zu diesem Zeitpunkt viel gefeilt und ausprobiert werden, an Sounds, Geräuschen und Atmosphären. Ist wie das Spielen und Experimentieren mit den verschiedensten Dingen. Was mir aber auch großen Spaß bereitet, ist das Regie führen. Alles aus den Sprechern rauszuholen, den Spannungsbogen im Blick zu haben und Gefühle und Gedanken nicht nur in Worten, sondern auch in der Art und Weise, also das „wie“ zu erarbeiten. Charakteren Stimmen zu geben und mit Menschen zu arbeiten und Rollen gemeinsam zu erarbeiten – das ist toll!

Was macht eigentlich ein Sounddesigner?
Schuffenhauer: Ich vergleich das mal mit ’nem Auto. Jeder Sound eines Autos ist ja gewollt. Also, wie klingt es, wenn die Tür zugeschlagen wird? Wie klingt der Blinker, wie viel Motor hört man im Innenraum noch, etc. Klingt die Tür dumpf, hell, wertig, billig, laut, leise, passt es zur Marke,… ? So ist das auch mit den Sounds im Hörspiel. In enger Abstimmung mit dem Regisseur versuche ich die Geräusche und Räume genau da zu platzieren, wo sie am meisten Effekt haben. Genau so ist es auch mit der Musik. Sie sorgt für die richtige Atmosphäre, bringt Spannung oder Entspannung… Ich versuche alles zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.

Wie macht man ein Unwetter?
Schuffenhauer: Es gibt da z.B. große Bleche, die Donner „nachmachen“. Dazu noch ordentlich Wind und Regen. Wir versuchen tatsächlich noch ziemlich viele Geräusche selbst zu produzieren. So, dass sie für uns genau passend sind. Dafür müssen wir dann manchmal auch nachts raus und Regen auf einem Blechdach aufnehmen. Aber manche Geräusche kaufen wir auch ein. Gerade was so nicht alltägliche Naturgeräusche angeht …
Schier: Oder wir machen sie mit dem Mund nach. Ein Unwetter klingt dann ungefähr so: „Krawosch-swiscchhhh-rums-bums-rumpel-zisch-pladder-tröpfel-huiiiii.“

Welches Geräusch hat euch bei der Produktion Kopfzerbrechen bereitet?
Schuffenhauer: Bei Folge 12 im Prolog ist ja die Szene aus dem alten Ägypten. Da haben wir schon ziemlich lange überlegt, was können die Ägypter für Instrumente haben, um so eine Feier abzuhalten. Wie könnte das klingen … Haben sie Ketten, mit denen sie rasseln oder sonst was… Wir haben dann den halben Küchenschrank leer geräumt und viele Sound miteinander kombiniert. Mit dem Endergebnis sind wir ganz zufrieden. Das Schöne ist ja beim Hörspiel: Hauptsache ist ja , dass es die Phantasie der Leute anregt. 🙂
Schier: Was wir da nicht alles benutzt haben …. Na, und wenn das Geräusch an der richtigen Stelle platziert wird, macht der Kopf des Hörers den Rest. Die Vorstellung des Einzelnen ist also maßgeblich beteiligt. So ist ein Schokoriegel, der auf einem Teller durchgeschnitten wird, auch gleichzeitig ein Wiener Schnitzel mit Pommes, das mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Verratet ihr, wo das nächste Abenteuer der 5G spielen wird?
Schuffenhauer: Folge 13 wird auf der Juan-Fernandez-Insel spielen. Auch bekannt als „Robinson-Crusoe“ Island. Das wird mal ausnahmsweise richtig exotisch. Aber Folge 14 bringt die „5 Geschwister“ dann auch wieder zurück nach Deutschland. Da waren sie nämlich schon lang nicht mehr, finden wir …

Danke für das Gespräch!


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